Lass den Durst nicht dein Leid sein, denn unsere Keller sind voll von Fässern! So könnte man den deutschen Reim von der Weinkarte des Hotels "Zum Erzherzog Karl" übersetzen, das in der heutigen Moravská Straße nur einen kurzen Spaziergang von Vřídlo entfernt stand. Wir haben die Weinkarte des örtlichen "Altdeutschen Kellers" in der Sammlung von Stanislav Burachovich gefunden und möchten dieses charmante archivarische Relikt mit Ihnen teilen.
Aus dieser Liste wählten die Gäste irgendwann nach 1880, dem Jahr der jüngsten angebotenen Jahrgänge, Tramin und Sylvánský aus dem Stiftsweingut in Klosterneuburg bei Wien. Neben vielen österreichischen Weinen wurden hier auch ungarische, tschechische, dalmatinische, deutsche und französische Weine getrunken. Das Teuerste war eine große Flasche Heidsieck Monopole Sec Champagner für 6 Goldstücke und 50 Kreutzer (umgerechnet auf die heutige Kaufkraft von 100 Euro). Am günstigsten war ein Viertelliter Tafelwein für 15 Kreuzer (entspricht heute 2,2 Euro) und für 18 Kreuzer konnte man sich mit einem großen schwarzen Kaffee aufheitern. Wenn Sie die Speisekarte Punkt für Punkt durchlesen, werden Sie feststellen, welche Marken noch auf dem Markt erhältlich sind. Zum Beispiel Moët Chandon.
Betreiber der Weinstube und Miteigentümer des Hotels war Herr Wilhelm Gärtner, der Ende des Jahrhunderts das ursprüngliche Barockgebäude abreißen ließ und durch das neue, großzügige Hotel Nürnberger Hof ersetzte. Dieses steht noch heute als Teil des Tosca-Betriebs.
Herr Gärtner hatte offenbar eine Vorliebe für Trinkreime aller Art, zumindest wusste er, dass sie den Umsatz steigern. Die Weinkarte verrät es: