Das Jahr 1989 war in Karlovy Vary viel unschärfer als anderswo im Lande. Lange vor der Revolution reichten sich hier Kommunismus und Kapitalismus die Hand. Ein solcher Fall war das Kasino in Císařské lázně, das im Juni 1988 eröffnet wurde.
Das Ende der 1980er Jahre von der Kommunistischen Partei verwaltete Land brauchte dringend westliche Mark, Schilling und Dollar. Das Kabinett von Lubomír Štrougal knüpfte daher Kontakte, wo es nur konnte, und eines der Ergebnisse war die Einladung des österreichischen Entwicklers Warimpex zur Zusammenarbeit mit dem staatlichen Kurbetrieb Balnea. Gemeinsam gründeten sie die Gesellschaft Balnex, an der die Tschechoslowaken 51 % und die Österreicher 49 % hielten, mit dem Ziel, in den Kurort zu investieren und die Kurgebäude zu revitalisieren. Eines der Ergebnisse der Zusammenarbeit war das Karlsbader Casino.
Black Jack in der Zanderhalle
Im April 1988 verabschiedete die Strougal-Regierung eine "Resolution zur Entwicklung des Kurwesens und des Fremdenverkehrs", die grünes Licht für das Glücksspiel in Karlsbad gab. Für den Betrieb des Casinos war die tschechoslowakisch-österreichische Balnex in Zusammenarbeit mit einem anderen österreichischen Unternehmen, Casinos Austria International, zuständig. Letztere lieferte die Roulette- und Black Jack-Tische, 29 Spielautomaten, das Aktienkapital von 1,2 Millionen Schilling und vor allem das Know-how. Die Tschechoslowakei war nicht das erste östliche Land, das die Österreicher ansteuerten - bereits seit 1980 betrieben sie ein Casino in Ungarn.
Aber das heimische Regime war viel restriktiver, und so erschien die Eröffnung eines Glücksspiels im Zander-Saal der Kaiserlichen Bäder wie etwas aus einem anderen Universum. Das erste Rouletterad wurde dort am 26. Juni 1988 gedreht, zunächst angeblich als sechsmonatiges Experiment. Im November 1988 genehmigte das Finanzministerium jedoch den dauerhaften Betrieb. Mit einer wichtigen Einschränkung. Tschechoslowakische Staatsbürger durften das Gebäude nicht betreten.
Tschechoslowaken mit Einreiseverbot belegt
Das Geschäft war ausschließlich für westliche Besucher bestimmt und die Pässe wurden am Eingang kontrolliert. Tschechoslowaken durften nur ausnahmsweise als Begleiter ausländischer Gäste eintreten, und selbst dann durften sie nicht spielen. Und selbst wenn sie reinkamen, konnten sie sich von ihrem Gehalt wahrscheinlich keinen Tee leisten. Er kostete (laut einem Bericht von 1990) astronomische 60 CZK. Für den gleichen Betrag konnte man Kaffee kaufen, Bier kostete 80 CZK und ein Glas Napoleonschnaps 490 CZK.
Einige wenige Tschechen arbeiteten jedoch im Kasino. Im Januar 1989 schaltete die kommunistische Tageszeitung Pravda eine Anzeige für Croupiers. Von den Bewerbern wurden ein Schul- oder Universitätsabschluss, Deutsch- und Englischkenntnisse sowie die Bereitschaft zur Nachtarbeit verlangt. Der Lohn war ein Durchschnittsgehalt von etwa 6.000 CZK pro Monat.
Lokaler Widerstand und Donald Trump
Bei den Bürgern, einschließlich der Kommunisten, stieß das Kasino jedoch auf wenig Begeisterung. Der Vorsitzende der Kommunistischen Partei des Betriebsausschusses des Kurbetriebs beklagte sich darüber, dass die Kurdirektion die Meinung der einfachen Angestellten nicht respektierte, die das Kasino ablehnten. Die gleichen Einwände wurden nach 1989 auch vom Bürgerforum der Beschäftigten des Kurortes erhoben.
Nach der Revolution änderten sich die Bedingungen für den Spielbetrieb. Nach der Verabschiedung des Lotteriegesetzes konnten auch tschechoslowakische Bürger in Spielbanken spielen und andere Glücksspieleinrichtungen schossen im ganzen Land wie Pilze aus dem Boden. Im Jahr 1994 endete der Betrieb des Kasinos in Císařské Lázně. Damals wurde das Gebäude von der Stadt an eine belgische Firma verpachtet, die es renovieren wollte. Der Geschäftsführer der Firma wurde im Juli 1994 von der Nordböhmischen Zeitung mit der Aussage zitiert, Donald Trump sei als Investor an der Zanderhalle interessiert. Aus dem Umbau und dem Interesse von Trump wurde jedoch nichts, und so bleiben nur peinliche Erinnerungen an die wilden 1980er und 1990er Jahre.